Pristanien, den 6. Juni 1836
Allerdurchlauchtiger, großmächtiger Graf,Gnädiger Herr!
Wie ich nach Gumbinnen kam, so fand ich den Herrn
Regierungsrat nicht zu Hause. Er ist auf vier Wochen verreist, den Brief von Ew.
Exzellenz, und auch ich habe einen geschrieben und dort gelassen. Jetzt weiß ich
aber nicht, wo ich bleiben werde, ich habe kein Unterkommen. Ew. Exzellenz
wissen, was ich für Reisen gemacht habe, und so viel Angst und Not gelitten
habe, und doch kann ich zu meinem Brot nicht kommen.
Nun sehe ich, dass auf
Erden ist kein Mensch geboren, der mir aus Nöten helfen kann, doch hoffe ich auf
Gott und Ew. Exzellenz, dass ich armer verkrüppelter Mensch nicht verloren
werde. Es bekümmert sich kein Mensch um mich, bloß die einzige Frau Kiworra in Pristanien. Sie stammt gar nicht aus meiner Freundschaft her,
doch tut sie so viel, dass ich immer reine Kleider habe und mich auch einige
Tage bei ihr aufhalten kann. Ew. Allergnädigster Exzellenz wollen sich über mich
erbarmen und sich meiner Not annehmen.
Ganz gehorsamst und ganz
untertänigst bitte ich Ew. Exzellenz um eine baldige Antwort, denn ich kann
nicht selbst zu Ew. Exzellenz kommen, mein Fuß wurde mir schlimm. Dankbar will
ich mich zeigen bis in den Tod
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