Scharschau d. 28. Mai 1789

Einem gräflich Schönbergschen Patrimonialgericht zeige ich in Ergebenheit an, dass den Grfl. Administr. Neumann wiederholentlich ersucht gehabt habe, mich in dem mir zukommenden Dienstzwang zu assistieren, indem unter anderen Exzessen der Instmann Redke sich gegen mir mit dem Zaunpfahl widersetzt hatte. Er tat es auch nach Möglichkeit, sämtliche Instleute durch Vermahnungen in meiner Stube zurechtzuweisen. Da er aber durch des Instmanns Wendt tatsächliche Brutalität in Gegenwart des Schulzen Woyczechowski aufs äußerste beleidigt wurde, versprach er selbige vor Gericht zu belangen und auf exemplarische Bestrafung anzutragen. Dass wir unseren Endzweck nicht erreicht haben, hat für mich nachteilige Folgen gehabt, nicht genug, dass sämtliche Instleute trotziglich den Freizettel gefordert, sondern sie haben auch den Ludwig Sonntag, der meinen Sohn im Hofe in Dienst hatte, allen Vorschub getan, mit allen den Seinigen zu entlaufen. Welche anziehen wollen, wurden abgeredet, also ist es nicht möglich, alle abziehen zu lassen und das Dorf ledig zu machen.
Der Vorwand, das einige noch nicht berechnet seien, berechtigt sie gar nicht zur Widersetzlichkeit. Redke und Sobietzki sind berechnet und die übrigen können täglich berechnet werden. Sie haben jeder meinen Zettel, nach welchem sie leichtlich einen Überschlag selbst machen könnten, was jeder an mich zu bezahlen oder vor Arbeit zu fordern hat. Schmidt Schiedlowski und Bauer Wrobel haben den Ludwig Sonntag alle das Seinige, auch sogar die Sommersaat, die ihm gelehnt, wie es heißt, abgekauft und gegen die Nacht abgeholt, und Redke hat ihm die Ochsen gelehnt, sein letztes Brotkorn zu verkaufen.
Ich bitte dahero E. Gräfl. Finckenst. Patrimonialgericht auf das Dringendste, mich bei meinem Pacht-Kontrakt nicht allein kräftigst zu schützen, sondern auch die tätliche Widersetzlichkeiten an d. Herrn Administr. Neumann und mich selbsten exemplarisch zu bestrafen. Auf Erfordern werde mich in Schönberg sogleich einfinden, weshalb dem Instmann Wendt und Redke wie auch dem Schmied Schiedlowski und Bauer Wrobel in causa Ludwig Sonntag zu adicieren bitte, damit alles auf einmal könne abgemacht werden.

Mit schuldigster Hochachtung habe die Ehre unausgesetzt zu sein
E. Gräfl. Finckenst. Patrimonialgericht ganz gehorsamster Diener

A. W. v. Buchholtz

Zitierhinweis

Pächter von Buchholtz aus Scharschau bittet das Patrimonialgericht um Hilfe gegen die widerspenstigen Instleute Wendt, Sobietzki, Redke und Blumberg. Scharschau, 28. Mai 1789. In: Die Spiegelung neuzeitlich-bäuerlicher Lebenswelten in den Akten ostpreußischer Gutsarchive. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2021-2023. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_h2c_lx2_trb