Steinort p. Angerburg 13. März 1855
Ew. Hochwohlgeboren
haben vor einiger Zeit die Gefälligkeit gehabt, dem Herrn v. Below-Lugowen für mich die Zusage zu machen, sich
gelegentlich in meinem Interesse mit Recherchen über meine Familie befassen zu
wollen. Es tritt jetzt ein Fall ein, in welchem durch eine solche Recherche, die zwar
nicht meine Lehndorffschen Vorfahren, sondern meine Am 5. Dezember 1852 war das Nachlassverfahren eröffnet
worden, vgl. StA L, Bestand 21950 Familienarchiv Lehndorff, Nr. 131, Bl.
35 (Schreiben des Kreisjustizrats an Graf von Lehndorff, Berlin, 27. März
1852). Testament und Erbteilung in: GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv
Lehndorff-Steinort, Nr. 14. Hier auch Nr. 658: Legitimationssache der Amalie
Caroline von Lehndorff, geb. Reichsgräfin von Schmettau, 1855-1857.
[Schließen]Schmettausche Verwandtschaft betrifft, Ew. Hochwohlgeboren mir einen wesentlichen Dienst leisten könnten.
Ich bin nämlich durch die Entlegenheit meiner Wohnsitze und durch mangelnde
Information über die genannte Familie außer Stande zur Herbeischaffung der in
ergebenst angebogenem In der Akte, Bl. 55-57v
[Schließen]Schreiben des Kreisjustizrats Herrn Strach sub 1, 2 und 4 benannten fünf Absätze erfolgreiche Schritte zu unternehmen. Alles, was ich von dem damaligen Gebaren
der Familie weiß, ist, dass zwar Hohendorf in Schlesien (bei Liegnitz glaube ich) ihr vorzüglichster
Aufenthalt, die Familie aber viel auf Reisen und außerdem reformiert war, so dass sie
zu ihren kirchliche Akten sich der lutherischen Kirche zu Hohendorf nicht, sondern
entweder der reformierten Kirche zu Glogau
oder einer anderen reformierten Kirche in Schlesien oder Berlin
bediente.
Wollen Ew. Hochwohlgeboren einen Versuch machen, diese wichtigen Atteste für mich herbeizuschaffen, so würden Herrn Minister Graf Dönhoff-Friedrichstein ( z. Zt. Molthainen, Reichsstraße 2) und Herr Justizrat Strach noch einige weitere Informationen zu geben im Stande sein. Sehr dankbar würde ich sein, wenn ich gelegentlich von Ew. Hochwohlgeboren Nachricht darüber erhielte, ob Sie auf Grund der ziemlich vagen Daten, die uns zu Gebote stehen, den Versuch machen wollen, die fraglichen Atteste ans Licht zu bringen.
Alle baren Auslagen und Korrespondenzkosten würde ich ergebenst bitten mir zu schleunigster Erstattung mitzuteilen; als einige Entschädigung für den neuerlichen Zeitverlust bin ich so frei, 25 Rtlr. ganz ergebenst beizufügen.
Bei Ew. Hochwohlgeboren Rückkehr nach Königsberg hoffe ich von Ihrer vielseitigen Bekanntschaft mit
der historischen Vorzeit unserer ostpreußischen Familie und von Ihrer bekannten
Zuvorkommenheit in dergl. Dingen noch mancherlei Vorteil für die Aufklärung
unserer Vorfahren
[Schließen]Antezedenzien zu ziehen, und zeichne
indessen mit vorzüglichster Hochachtung als
Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenster
Gf. Lehndorff
Zitierhinweis
Carl Meinhard Graf von Lehndorff an Georg Adalbert von Mülverstedt. Steinort, 13. März 1855. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_ijn_jmg_qcb