Steinort, den 15. Januar 1817

Gnädigster Herr Graf.

Ew. Hochgeboren gnädigsten Brief vom 1. Jan. 17 habe erst den 10. d. erhalten, und da jetzt der Aktuarius Werse (der sich untertänigst empfiehlt) hier war, um sowohl mit den Pristanienschen Bauern als auch mit den Lababschen nach Dero Befehl ein gerichtliches Übereinkommen zu schließen, so verfehle nicht, den Erfolg davon sogleich bekannt zu machen, und um ferneren Befehl baldmöglichst zu bitten. Die Bauern, kurz gesagt, sind alle verrückt geworden, und der Schultz in Pristanien glaube ich, als Urheber alles dieses Bösen, wäre wert, dass er als ein Unruhestifter in die Festung komme. Dieses Mensch hat in Gegenwart meines, Werse und Werner (der auch hier war, um etwa Kontrakte zu fertigen) Sachen hervorgebracht, die waren Unsinn, aber zur Volks-Aufwiegelung ganz geeignet. Das darüber aufgenommene Protokoll erfolgt in vidimierter Abschrift, und nachdem sie dieses unterschreiben sollten, so weigerten sie sich sämtlich dazu und H. Schultz trat vor und sagte, sie würden nicht unterschreiben und ihre alten Dienste auch ferner leisten, wenn sie auch alles das bekommen, was sie erst als Scharwerksbauern erhalten haben. Er sagte mir geradezu ins Gesicht, dass sie weniger, auch schlechtere Äcker wie sie erst hatten, bekommen haben. Wenn die  Ein Wort unleserlich [...] und was hätten, so würde ich auf ihre Kosten den Kondukteur Kuegler und Stecher kommen lassen, und ihnen begreiflich machen, dass Sie in der Quantität soviel erhalten haben, wie sie erst hatten. Der Wald und die Weide im Walde sind ihre Haupteinwendungen. Ich habe ihnen aber allen erklärt, dass, wenn sie vom 1. April ihre Dienste alle nicht erfüllten, ich solche auf jeden Fall für Geld durch andere auf ihre Kosten machen lassen werde. Die Lababer, dem Pristanienschen Beispiel folgend, haben jetzt ganz andere Seiten aufgezogen und machten beim Kontraktabschließen lauter Einwendungen, sie wollten erstens durchaus keine Dienste beim Zäunen und Zirkular tragen, auch Lieferungen und Fuhrengestellungen übernehmen, und verlangten noch überdem ein jeder 2 Fuder Heu alle Jahr unentgeltlich. Ich erließ ihnen dass erstere und verstand mich auch schon am Ende dazu, 1 Fuder zu akkordieren, allein wie es zum Kontraktschließen kam, so erklärten sie, dass wenn auch dieses alles verschrieben werden möchte, sie doch keinen Kontrakt unterschreiben können und wollen bis sie sehen werden, was mit den anderen Bauern vorgehen wird, und so verging der ganze Tag und wir haben gar nichts ausgerichtet. Ich habe ihnen aber in Gegenwart des Richters ihre Huben aufgesagt und ihnen angewiesen, nach den anderen Dörfern zu ziehen. In den Gütern ist überhaupt nichts widriges vorgefallen, außer hier bei mir krepierte einer ein Arbeitspferd, ein gekaufter Wallach, in Zeit von 6 Stunden an einem entsetzlichen geschwollenen Kopf, sonsten ist alles, Pferde, Fohlen, Schafe und Vieh, noch gesund. Es schließen sich Ausführungen zur Pferdezucht und zu den Getreidepreisen in Königsberg sowie Berents Versicherung, alles in seinen Kräften stehende für das Wohl des Gutes zu tun, an. Er habe inzwischen neben den Fuhren auch 300 Stück Bauholz mit dem Vorwerksgespann aus den Wäldern gefahren, u. a. für die Prediger zu Rosengarten und Drengfurt und den Schullehrer.

Zitierhinweis

Friedrich August Berent an Carl Friedrich Ludwig Graf von Lehndorff. Steinort, 15. Januar 1817. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_k4t_jtv_s3b