Königsberg, den 4. Oktober 1823

Mein hochgeschätzter Freund!

Dein freundschaftliches Schreiben aus Düsseldorf vom 17. August c. ist mir in Berlin zugekommen, wo ich mich mit vielen meiner Bekannten und Freunde zusammengefunden hatte, um mich   Unleserliche Stelle [...] zu erfreuen und zu belehren. Beides ist mir gelungen; nur in der Erwartung Dich dort zu sehen bin ich getäuscht worden. Dafür hoffe ich nun aber durch Deine Gegenwart hier in der Provinz, wo doch auch einige Tage in Königsberg abfallen können, schadlos gehalten zu werden.

Zu Deiner Verbindung mit Deiner allgemein hier sehr liebenswürdig erkannten Gattin wünsche ich Dir von ganzem Herzen Glück; mögest Du in dieser Verbindung nach der Wahl des Herzens jedes erwartete Glück finden und jedenfalls die Erheiterung im Abend Deines Lebens, welche der Mann in reiferem Alter außerdem, auch nach meiner innigen Überzeugung, entbehren muss.

Du wirst bereits schon erfahren haben, dass der General von Wrangel von hier zum Kommando der 15. Division versetzt und General Graf Lottum zum Kommandeur der 1. Division ernannt ist. Mir ist dieser Tausch allerdings in jeder Beziehung sehr angenehm.  Vgl. dessen „Bemerkungen über den Zustand der Kavallerie, auf den letzten Krieg angewandt, und über die jetzige Armeeverfassung, insoweit sie auf die Kavallerie Bezug hat“ für den Feldmarschall Gerhard Leberecht Blücher von Wahlstatt, 1817 (Abschrift), in: GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff-Steinort, Nr. 605 und Lehndorffs Denkschrift „Auch ein Wort über unsere Kavallerie“ mit Randbemerkungen Borstells (1817) ebd.
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Die beiden Kavalleriebrigaden des hiesigen Armeekorps sind nun erledigt.
Wäre es Dein Wunsch, Deiner Heimat näher zu sein, so würde dein Antrag beim König unbezweifelt eine ebenso freundliche Aufnahme dort als Deine Person hier bei uns finden.

Deiner Frau Gemahlin wolltest Du durch die Versicherung, dass ich von ganzem Herzen Dein Freund bin, einiges Interesse für mich einflößen; zögerst Du lange, uns hier zu besuchen, so riskierst Du mich nicht bei Dir anlangen zu sehen.

Meine  Albertine Wilhelmine Luise Amalia von Voß
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Frau
wünscht Dir empfohlen zu sein und ich bitte um die Fortdauer deiner freundschaftlichen Zuneigung

v. Borstell

Zitierhinweis

Karl Leopold Heinrich Ludwig von Borstell an Carl Friedrich Ludwig Graf von Lehndorff. Königsberg, 4. Oktober 1823. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_lth_k3r_ddb