Regest:
Prinz Heinrich wünscht Heinrich von Lehndorff in Rheinsberg zu sehen, der sich in Potsdam aufhält. Lehndorff wird die Reise dorthin
organisatorisch und finanziell unterstützen. Der Prinz habe „Henri‟ besonders seinem
Sekretär Monsieur Auguste-Laurent Le Bauld de
Nan
[Schließen]Le Beau empfohlen, der ihm sein Zimmer anweisen und ihn
führen wird. Henri müsse sich auch zur Gräfin Henckel begeben, die ihn freundschaftlich beraten wird. In Rheinsberg
wird er eine prächtige Gesellschaft und viele geistreiche Personen antreffen. Er
solle sich um die Sympathie des Chevalier de Bouffler bemühen (dieser sei weltbekannt und ein zweiter Voltaire), auch um die der Gräfin Sabran. Die Bekanntschaft mit dem Kammerherrn
Baron von Münchhausen solle er erneuern;
dieser werde ihn zu seinem Konzert zulassen. In Rheinsberg wird er Instruktionen für seine Rückkehr nach Preußen finden. [...?] wird ihm nützlich sein,
weil er Rheinsberg kennt. Er solle vorsichtig sein und sich vor allem nie dem Spiel
ergeben. Er solle höflich und aufmerksam sein, aber sich nicht jedem anvertrauen und
sich nicht mit den Leuten gemein machen. Gegenüber dem Prinzen solle er ehrfürchtig
sein; ihm könne er auch vertrauen. Er solle ihm sagen, dass er in ihm einen zweiten
Vater sehe; das werde ihn freuen. Er solle den Prinzen auch bitten, ihm seine
Bibliothek zu zeigen, ihm beim Malen zusehen zu dürfen und vor allem sein Schauspiel
zu sehen; dies werde seinen Geschmack bilden. Vor allem müsse er ihm einmal die Woche
schreiben. - Im Moment habe er mit dem Grafen Dönhoff gute Gesellschaft. Dennoch gehe
er seinen Geschäften nach; er verachte die Faulheit. In Rheinsberg solle Henri sein
Zimmer in Ordnung halten, falls der Prinz zufällig vorbeikommen sollte. Er soll auch
die Theaterleute kennenlernen und den Proben beiwohnen, um sein Französisch zu
verbessern, was einer der Hauptgründe ist, warum er, Lehndorff, ihn dorthin schicke.
Zitierhinweis
Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff an seinen Sohn Heinrich. Steinort, 2. März 1796. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_mxb_qgc_5bb