Berlin, den 8. März 1856
Hochgeborener Herr,
Hochzuehrender Herr Graf!
Ew. Hochgeboren gebe ich mir die Ehre, beigehend meinem Versprechen gemäß das Ob es sich dabei um den im StA L, Bestand
21950 Familienarchiv Lehndorff, Nr. 133, vom 13. bis in das 19.
Jahrhundert reichenden kolorierten Stammbaum aus der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts und die Ahnentafeln Nr. 127 und 128 handelt, war nicht
sicher festzustellen.
[Schließen]Stammregister Ihrer Familie nebst jener Ahnentafeln (zusammen auf
zwölf Tabellen) ganz gehorsamst zu übersenden und wünsche, dass Ew. Hochgeboren darin
einen Beweis meines Interesses für die Geschichte und Genealogie Ihres Hauses
sowie meine dankbare Gesinnung für Ew. Hochgeboren mir bewiesenes Wohlwollen
erblicken mögen. Ew. Hochgeboren wollen Sich zu überzeugen die Güte haben, dass
der von mir ausgearbeitete Stammbaum um vieles vollständiger ist, als der durch
den Herrn Grafen Dönhoff Exzellenz mir
vor einiger Zeit mitgeteilte, was die Folge meiner genauen Der Hinweis bezieht sich u. a. auf das von
Mülverstedt angelegte Adelsarchiv.
[Schließen]Durchsicht der im Königsberger
Provinzialarchiv vorhandenen Lehndorffschen
Familienpapiere und anderer Archivalien sowie mehrerer Heute GStA PK, XX. HA, Ostpreußische
Folianten.
[Schließen]Hausbücher im Oberlandesgerichtsdepositorium ist. Die bedeutenden Abweichungen meiner Arbeit basieren hauptsächlich
auf einem von mir vor langer Zeit glücklicherweise im genannten Archiv
entdeckten, bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts reichenden, von dem bekannten
Preußischen Genealogen Johannes
Hartung, in dessen auf der Hier sowie in der Stadtbibliothek in Königsberg
befand sich eine umfängliche genealogische Literatur- und
Manuskriptsammlung, siehe die Liste in: GStA PK, VI. HA, Familienarchiv
v. Auer, Nr. 159.
[Schließen]Wallenrodtschen Bibliothek befindlichen handschriftlichen Werke derselbe fehlt, verfassten
Stammbaum, und glaube ich, dass meine nebenbei auch aus rein archivalischen
Quellen geschöpfte Angaben hinsichtlich der Relationen wohl ihre Richtigkeit
haben dürften. Nichtsdestoweniger muss ich bekennen, dass meine Arbeit gewiss
noch vieler Vervollständigung heischig ist, was mit Hilfe der Register der
Kreise, in welche die Lehndorffschen Güter eingepfarrt sind, besonders und ganz
vorzüglich aber aus den Schätzen, welche die gegenwärtig noch im Depositorio des
Hofgericht zu Insterburg, siehe oben.
[Schließen]Insterburger Obergerichts unbenutzt liegende, hoffentlich aber bald dem Königsberger Archiv zu
überweisenden sogenannten Haus (Grund)bücher der ehemaligen Ämter, besonders
also von Angerburg, Lötzen, Oletzko und Insterburg enthalten, gelingen dürfte. Es wird sich hieraus
vielleicht auch mancher Fehler verbessern lassen, da es mitunter äußerst
schwierig war, die verschiedenen, an gleichnamigen Personen (z. B. Fabian)
gleichzeitig reichen Linien, die überdies im Anteilsbesitz eines Gutes standen,
sicher zu unterscheiden. Am 29. Oktober 1852 hatte Lehndorff Mülverstedt
eine Ahnenreihe der Familie „verabredetermaßen“
übermittelt, mit dem Bemerken: „Diese Übersicht wird bei dem Zweck
genügen“:
Ahasverus Graf Löhndorff, Kurf. Oberburggraf,
Dänischer Generalleutnant pp, 1637-1688 - Unleserliche Stelle [...]
1687, Gemahlin: Gräfin Dönhoff Vater: Meinhard v. Löhndorff, Hauptmann zu Rastenburg, Gemahlin:
Baronesse Eulenburg Vater: Sebastian v.
Löhndorff, Amtshauptmann Oletzko, Gemahlin: v. Kannacher
Vater: Caspar von
Löhndorff, Hauptmann v. Eylau, des Markgraf Albrecht, Unleserliche Stelle [...]- Marschall pp, Gemahlin: v. Oelsnitz
Vater: Fabian v. Löhndorff Oberburggraf 1578-83,
Gemahlin: v. Lichtenhain
Vater: Fabian von Löhndorff, Hauptmann zu Pr.
Eylau, Gemahlin: v. Löhndorff. - Von Graf Dönhoff hatte Anna von Lehndorff 1854
„Piecen“ zum Lehndorffschen Stammbaum erhalten, die sie
Mülverstedt mitgeteilt hatte. Sie wünschte die Stammbäume der
beiderseitigen Großeltern Elisabeth von Polentz und Botho Albrecht von
Eulenburg zu vervollständigen. An Eulenburg hatte sie geschrieben, er
solle ihre genealogische Wissbegierde nicht schelten: „Sie haben
da ein bisschen in ein Wespennest gestochen.“ Eulenburg hatte
zur selben Zeit an Mülverstedt geschrieben: „Eine Mitteilung der
Gräfin Lehndorff in der bekannten Angelegenheit zwingt mich noch
einmal, an Ihre Güte zu appellieren. Mündlich mehr.
Eulenburg“. Am 11. September schrieb er ihm über zwei Briefe
eines „Komturs E. aus Thorn“ mit einer Petschaft des
Hochmeister, vgl. LASA, StA Magdeburg, E 130 Georg Adalbert von
Mülverstedt, Nr. 36/1: Ad Genealogiam der Grafen von Lehndorff, Bl.
40-40v, 41, 43-43v.
[Schließen]Wenn euer Hochgeboren etwa schon aus Ihrem Familienarchiv diese oder
jene meiner Angaben zu rektifizieren im Stande wären und die Gnade hätten, mir davon geneigte Mitteilung zu machen, so würde
ich das dankbar erkennen, namentlich wenn ich sicher ersehen könnte, Die Eltern von dessen Vater Karl Ludwig von
Lehndorff waren Ludwig von Lehndorff und Maria Felicitas von Turkovics.
Die erste Ehefrau, Katharina von der Albe, war 1699 verstorben. Aus
dieser Ehe waren ebenfalls Kinder hervorgegangen, vgl. Schwennicke,
Detlev, Europäische Stammtafeln N. F., Bd. XX: Brandenburg und Preußen
1, Frankfurt am Main 2002, Tafel 150.
[Schließen]ob der Vater des 1791 in den Grafenstand erhobene Gerhard Leberecht Melchior v. L.
aus erster oder zweiter Ehe (v. Turkovics oder v. d. Albe) seines Vaters
ist.
Mit dem Wunsch, dass Ew. Hochgeboren Ihre Zufriedenheit mit dem geringen Unleserliche Stelle [...] meiner Hochachtung und Dankbarkeit bezeugen möchte, verharre ich mit dem aufrichtigsten Unleserliche Stelle [...] Derselben als Ew. Hochgeboren ganz ergebenster Unleserliche Stelle [...]
G. A. v. Mülverstedt
Zitierhinweis
Georg Adalbert von Mülverstedt an Carl Meinhard Graf von Lehndorff. Berlin, 8. März 1856. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_nd2_khg_j1b