Barten, d. 14. April 1811

Hochgeborene Reichsgräfin,
Sehr gnädigste Gräfin und Exzellenz.

Von Ew. Exzellenz gnädigen Gesinnungen gegen jeden Unglücklichen überzeugt, wage ich es noch einmal mit einer untertänigsten Bitte mich Ew. Exzellenz zu nahen.
Ich bin so unglücklich gewesen, dass ich habe Soldat werden müssen, ich habe zwar nun geschworen und bin alsdann sogleich wieder nach Hause geschickt, aber ich muss immer in Furcht schweben, dass man mir wieder einzieht. Ich bitte dahero Ew. Exzellenz untertänigst und fußfälligst doch die Gnade zu haben und wenn es in Höchst Dero gnädigen Kräften steht, mir den Abschied auszuwirken. Sollte meine untertänigste Bitte gnädiges Gehör finden, so halte ich es für meine Pflicht, Ew. Exzellenz untertänigst anzuzeigen, dass ich unter dem 3. Ostpreußischen Infanterie-Regiment gehöre, wovon der Kommandeur Herr Obristleutnant von Wusterwitz vor 4 Wochen gestorben, Adjutant des Regiments ist Herr Hauptmann von Hülsen und Chef der Kompanie, bei welcher ich angestellt bin, Herr Hauptmann von Koskull. Ew. Exzellenz tun hierdurch ein großes Werk der Barmherzigkeit, wenn Hochdieselben mich davon erretten.

In der Hoffnung einer gnädigen Erhörung meiner untertänigsten Bitte verharre ich mit dem untertänigsten Respekt
Ew. Exzellenz untertänigster Diener

Friedrich Müller

Zitierhinweis

Friedrich Müller bittet Gräfin von Lehndorff, nicht mehr Soldat sein zu müssen. Barten, 14. April 1811. In: Die Spiegelung neuzeitlich-bäuerlicher Lebenswelten in den Akten ostpreußischer Gutsarchive. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2021-2023. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_nf2_zky_2tb