Datum

26.06.1741

Schreibort

Steinort

Anmerkung zum Brief

Diese Akte ist die im Archivplan von 1745 bezeichnete Nummer 16: Sachen den verlaufenen Schönfeldt betreffend.

Mühlpfort beauftragte den „Ausreuter Schneider‟ mit der Suche. Er konnte Schönfeldt nicht finden und erklärte, er habe sich dem nach Berlin marschierenden Husaren-Regiment angeschlossen „und vor einigen Tagen davon gemacht‟. Zuvor habe er Maricke Schneidereit, Tochter des königlichen Bauern Hans Schneidereit, unter dem Vorwand, dass er kein Untertan sei, geehelicht. Etats-Minister von Blumenthal beschied, sollte Schönfeldt tatsächlich ein Erbuntertan sein, werde er zurückgebracht, seiner Frau könne man aber nicht zumuten, ihm „in die Sklaverei zu folgen‟, da sie eine frei geborene königliche Untertanin sei. Im August 1741 wurde Schönfeldt auf dem Hof des Schneidereit verhaftet und verhört. Er erklärte, kein Erbuntertan zu sein. Von seinem Vater Christoph habe er oft gehört, dass dessen Vater und Großvater im vormals königlichen Dorf Serwillen auf einem Bauern-Erbe gewohnt und zum Amt Barten die Scharwerksdienste verrichtet hätten. Der Vater sei nach seiner Verheiratung als Gärtner auf einen Hof in Serwillen gegangen, das mit Stawken, Pristanien und Taberlack später „an einen Herrn von Adel, dessen Name ihm unbekannt‟, vertauscht oder verkauft worden sei. Als infolge der Pest in den Steinortschen Gütern im Dorf Kittlitz zwei Bauernstellen frei geworden seien, hätten sein Vater und ein anderer Gärtner die Höfe angenommen. Sein Vater wohne dort noch immer. Man habe ihn von seinem Vater „mit Gewalt‟ fortgenommen und zu seinem Bruder Christoph Schönfeldt, der in Stobben „ein sehr miserables Erbe bewohnt‟, zur Hilfe gegeben, so dass der Vater einen Knecht hätte mieten müssen. Er hätte während der fünf Jahre in Stobben nicht mehr als den Lohn von 3 Rtlr. erhalten, so dass er den Zins abführen konnte. Alles, was er sich bei seinem Vater gespart hatte, habe er verbrauchen müssen. Deshalb wollte er zum Vater zurückgehen, was ihm aber nicht gestattet worden sei, statt dessn hätte er zum Bauern Jonas Gus in Stobben ziehen müssen. Er habe ihm 1 1/2 Jahre den Lohn vorenthalten, weshalb er Ostern geflohen sei. Nach verschiedenen Stellen hätte er die Tochter des Schneidereit geheiratet. Er sei 26 Jahre alt und bereit, nach Steinort zu ziehen, wenn Frau und Kind ihm folgen würden. - Blumenthal schickte das Protokoll der Gräfin. Sie könne Schönfeldt abholen, bis dahin bleibe er im Arrest. Sie möge überlegen, ob es nicht besser wäre, „ein billiges Loskaufgeld zu nehmen, weil zu befürchten, dass er doch nicht dort Gutes tun werde‟. Blumenthal wies darauf hin, dass der König „die Leibeigenschaft in Dero Domänen gänzlich aufgehoben‟ habe; man könne eine königliche Untertanin, die freiwillig einen adeligen Leibeigenen heirate, nicht hindern, aber man werde nicht die Hand dazu reichen, dass sie nach Steinort gebracht werde. - Draufhin fand in Georgenburg eine Befragung der Ehefrau und des Schwiegervaters unter Zeugen, Michel Jünger, Schneider aus Steinort, Friedrich Gasser, Arrendator von Stawisken, David Wilewski, Schulze aus Stobben, Georg Nowack, Schulze von Kittlitz, statt, die klären sollte, ob sie gewusst hätten, dass Schönfeldt ein Untertan sei. Das Protokoll beantwortet die Frage nicht eindeutig, jedoch erklärte die Ehefrau, dass sie ihrem Mann folgen würde, wenn „er nicht gepeinigt würde und es ihm wohl ginge‟, und der Vater erkärte, dass er seine Tochter jetzt nicht entbehren könne, aber wenn sein Schwiegersohn „mit einem Wagen nach ihr anhero komme und ihr versichern könnte, dass es ihm wohl ginge, seine Tochter nach Steinort ziehen zu lassen‟. - Nachdem die Kosten des Verfahrens, 3 Gulden, 15 Gr. für die Beköstigung und 12 Gr. für einen Stempelbogen, beglichen waren, musste Schönfeldt nach Steinort zurückkehren. Seiner Ehefrau wurde der freie Abzug zugesichert. - Am 4. September 1741 schworen beide in Steinort der Reichsgräfin von Lehndorff den Untertaneneid. 1744 floh Schönfeldt mit Frau und Kind, nahm einen Holzschlitten und zwei Besatz-Pferde mit und Mühlpfort war erneut in der Pflicht, ihn zu suchen.

Weitere Urteile des Patrimonialgerichts Steinort gegen entlaufene Untertanen aus den Jahren 1738 bis 1756 und 1771 in: GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff-Steinort, Steinort, Nr. 692.