Statzen, den 19. Oktober 1823

Hochgeborener Graf!
Besonders Höchstzuehrender Herr Generalmajor!

Mit der innigsten Teilnahme habe ich Ew. Hochgeboren so gütige Zuschrift, vom 18. Aug. datiert, worin Sie mich von Ihrer vollzogenen Vermählung benachrichtigen, erhalten. Ich verschob meine Antwort, weil ich Ihrer Ankunft in Preußen entgegensah.

Ich kann es mir lebhaft denken, mit welcher Auswahl Ew. Hochgeboren sich die schöne Gräfin Pauline Schlippenbach zur Gattin erkoren haben. Bei Ew. Hochgeboren sehr angenehmen Lebensverhältnissen, Ihrem gefühlvollen, edlen Charakter und   Unleserliche Stelle [...] Geistesbildung haben Sie zu gerechte Ansprüche auf eine vollkommene Glückseligkeit. Möchten Ihnen in Ihrer Ehe täglich neue Freuden erblühen. Niemand kann es aufrichtiger, herzlicher wünschen als ich!

Der Major Saltzwedel aus Drosdowen besuchte mich am 13. Oktober in Statzen. Er erzählte mir, Sie beim Kaufmann Milthaler, woselbst eine große Gesellschaft gewesen, gesprochen zu haben. Auch benachrichtigte er mich, dass Sie schon im kommenden Monat November Ihre Rückreise antreten wollen.

 Statzen ging in der Subhastation am 15. August 1826 an die Ostpreußische Landschaft über.
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Unsere vorhabende Lehnsaufhebung
gibt vielleicht die angenehme Veranlassung, Ew. Hochgeboren nach einem Zeitraum von wenigstens 30 Jahren wiederzusehen, welches mich ganz besonders erfreuen würde.

 Dessen Handakten in: GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff-Steinort, Nr. 128-131. Nach einer „Consignation derer in dem Kleinen Kasten vorhandenen Dokumente“ hatte Lehndorff diese Akten im Herbst 1846 in Warglitten aufgefunden und dem Steinorter Archiv einverleibt.
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Gewiesen an Herrn Hof-Fiskal Raddatz, habe ich mit ihm mehrere Briefe wegen der Lehns-Abschiedung gewechselt.
Ich vermute, dass Ihnen selbige nach seinem Tode ausgeliefert sein werden.

Ich habe den Wunsch ihm zu erkennen gegeben, dass meine Kinder für die Lehnsentsagung mit 2.000 Rtlr. bar abgefunden werden möchten. Herr Raddatz hat in Ew. Hochgeboren Namen jedem von meinen Kindern 500 Rtlr. offeriert. Nach dieser Zeit starb mein 3., 16-jähriger Sohn, welcher beim 7. Husarenregiment angestellt war, auf der Kriegsschule zu Posen, und ich nahm Ihren Großmut in Anspruch, diese 500 Rtlr. seines Anteil nicht zu decouvrieren(?), und meinen 3 noch lebenden Kindern 2.000 Rtlr. Kapital, welches sie einigermaßen vor Mangel schützt, zu bewilligen.

Meinerseits habe ich das Anbieten einer lebenslänglichen jährlichen Pension von 200 Rtlr. sehr dankbar angenommen, obschon nicht zu erwarten steht, dass ich sie bei sehr merklichem Schwinden meiner Kräfte lange genießen werde.

Ew. Hochgeboren beehren mich Ihrer gütigen Zuschrift und benachrichtigen mich, in welches Amt ich mich zur Beschleunigung der Lehnsaufhebung hinwenden kann.

Auf den Fall, mein Bruder die Sache vielleicht aufhält, so getraue ich mir seine Bedenklichkeiten zu besiegen, da er schon meinetwegen sich fügen wird. Gott Lob, dass meine Kinder schon  Durch Reskript vom 22. August 1746 war die Volljährigkeit auf das vollendete 20. Lebensjahr festgelegt. GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff, Nr. 587, n. f.
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majoren
sind, und keine fremde Einmischung stattfindet!

Ew. Hochgeboren verhehle ich nicht, wie durch ein erlittenes Viehsterben und totale Missernte in denen 2 letzten Jahren ich am 1. Juli dieses Jahres unter Landschaftliche Sequestration geriet. Jede Zulage für meine Söhne hört nun auf und wir fühlen alle des Lebens Bürde.

Ew. Hochgeboren, nach diesem Geständnis bitte ich sich zu überzeugen, dass durch die gerichtliche Vollziehung dieses obschwebenden Familien-Arrangements Sie sich in meinem und dem Herzen meiner 3 Kinder ein dankbares Monument aufrichten. - Ihrer Güte und Gewogenheit empfehle ich mich und meine Kinder. Ew. Hochgeboren mit Einschluss Ihrer liebenswürdigen Gemahlin versichere ich meiner größesten Hochschätzung, mit welcher ich lebenslänglich verbleiben werde

Ew. Hochgeboren gehorsamste Dienerin

Julie Fock

Zitierhinweis

Maria Juliana von Fock an Carl Friedrich Ludwig Graf von Lehndorff. Statzen, 19. Oktober 1823. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_vp5_skr_ddb