Steinort, 16. März 1811

Gnädigster Herr Graf

Ew. Hochgeboren Schreiben durch den Fleischer habe ich Mittwoch erhalten. Diesen Mann kenne ich schon lange, er ist ein bloßer Verkäufer und lebt bloß vom Profit. Er hat mich im Anfange einen Preis geboten, den kein rechtlicher Mann tun konnte, bloß 30 Rtlr. und das nur bloß für 15 Stück. 6 wollte er gar nicht nehmen. Nach langem Drängen ging er dann bis 36 Rtlr. und ich ließ ihm diese 15 Stück, wenn er sie gleich abnehme, schon für 39 Rtlr., ohnerachtet 14 Stück davon beim Aufstellen 31 Rtlr. kosten und zu taxieren waren.  Einen anderen Käufer, den Lehndorff geschickt hatte, musste Berent deshalb wegschicken. Grund für den übereilten Verkauf waren Briefe, die Berent von Lehndorff aus Königsberg erhalten hatte, mit Nachrichten über die dortigen schlechten Marktpreise für Ochsen und der Aufforderung, die Tiere vor Ort zu verkaufen. Von den 6 Ochsen konnte Berent 4 an Kleinstädter, 3 zu 25 Rtlr., 1 zu 20 Rtlr., verkaufen. Für das Geld kaufte er zwei junge Ochsen.
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Meines Erachtens wäre bei diesen elenden Preisen doch das Äußerste, mit dem Verkauf abzuwarten,
denn die Fischereien haben jetzt auch aufgehört und viele tausende Mahlzeiten werden daher mit Fleisch gemacht. Den schwarzbunten Ochsen musste ich schlachten lassen, er wollte gar nicht mehr fressen. Von der hintersten Reihe habe ich 3 Stück, die noch gut im Pflug gehen, auf Mist stehen lassen, und die können auch ziehen. Auf diese Art brauchen wir keinen Ochsen nach Kittlitz zu kaufen. 4 Stück kann der Lababsche Kämmerer abgeben, 2 Stück vom Bauern Uwisschen werde ich kaufen und 3 Stück vom Brandstall. Pferde werden aber auch 2 oder 3 Stück fehlen, da 7 Stück Stuten tragend sind und eins in Serwillen und 2 in Labab sehr schlecht und schwerlich egden werden. Vielleicht werden Ew. Hochgeboren aber auf der Reuschenschen Auktion diese ankaufen lassen.

In den Gütern ist noch alles gesund und gut, bei der Wirtschaft ist nicht viel zu machen. Der Weg ist bei uns so grundlos, dass man kaum das Getreide von den Vorwerken kann hier nach Steinort transportieren lassen. Bei diesem bisschen Frost hab ich hier noch 3 Tage Dünger fahren lassen, wo es sich tun ließ etwas Schirrholz und nach Stobben aus dem Hegewald  Im Brief vom 21. März schreibt Berent, mit dem Holzbeschlagen müsse der Anfang gemacht werden, der Maurer sei auch schon da. Der Landbaumesser werde für die Vermessung erwartet.
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30 Stück Bauholz

Die Gerätschaften nach Kittlitz sollen gewiss dann, wenn sie gebraucht werden, fertig sein. Ich werde den Schwikowski beim ersten Reinmachen aufhören lassen zu dreschen, damit er mit dem  Liss
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Lisch
das Nötige besorgen kann.

Die kleine Bollen habe ich im Arbeitsstall und sie werden gut gefüttert, und der große Boll bekommt alle Tage 1 Metze gekocht Korn.

Das Kalb bekommt alle Tage seine gehörige Milch und 2 Stück Eier. Die schwarze Sau lebt noch, ist aber immer beim alten.

Die kleinen Kälber und Fohlen sind alle recht gesund und gut, die ersten sind in drei Abteilungen und werden unter Aufsicht des Poltzien gut gefüttert.

Die Schäferei befindet sich im besten Stande, von den echt spanischen sind 40 Lämmer exkl. zwei, die verunglückt sind; von den anderen sind 143 Stück Lämmer, von den echt spanischen werden wohl noch einige kommen.

 Siehe den Brief vom 15. Januar.
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Das größte Übel ist der Transport des Getreides nach Königsberg
, allein da wird doch auch Rat werden, denn wir haben Futter! und können, so bald der Weg trocken wird, entweder vor oder nach der Erbsen-Aussaat fahren, da wir noch so früh im Jahr sind.

Die Rosengarter haben unter sich mit Zuziehung und Genehmigung der früheren Behörde den Verein geschlossen, sich den Wald zu verteilen, nach meiner Einsicht glaube ich, dass Ew. Hochgeboren auch Anspruch auf den Teil Wald, den der Krug erhält, machen können, da im Erbkaufkontrakt gar an den Wald nicht gedacht ist.

Das Kontributionsamt zu Angerburg hat wegen Bezahlung der rückständigen 2 monatlichen Kontribution moniert, droht mit Exekution und Auspfändung, der künftige Monat April ist der letzte Bezahlungsmonat vor dem Jahresschluss.

Wegen recht guten frischen Kleesamen werden Ew. Hochgeboren wohl in Zeiten sich dorten bemühen müssen, indem wir von unserem eigenen kaum so viel erbauen werden, wie wir hier in Steinort brauchen, und in dieser Gegend ist vielleicht hernach keiner zu bekommen.

Herr Gaehler ist etwas krank, lässt sich mit mir und meiner Frau untertänigst empfehlen, und ich unterzeichne mich mit allem Respekt
Ew. Hochgeboren untertänigster Diener

Berent

Zitierhinweis

Inspektor Berent berichtet aus Steinort, u. a. über die Viehwirtschaft. Steinort, 16. März 1811. In: Die Spiegelung neuzeitlich-bäuerlicher Lebenswelten in den Akten ostpreußischer Gutsarchive. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2021-2023. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail.xql?id=lehndorff_y1p_wbk_4qb