Einrichtung wegen der Bauern und Abgaben von den Instleuten und Einwohnern, gefertigt anno 1771 im September, Unleserliche Stelle [...]
Beschreibung, wie denen Scharwerks-Bauern aufzuhelfen wäre
1. Bei diesen Misswachs-Jahren müsste der neue Bau etwas eingestellt werden, damit der Bauer wöchentlich 1 bis 2 Tage das Volk könnte zu Hause behalten, um solche seine Wirtschaft zu Hause besser bestreiten zu können, Unleserliche Stelle [...]
2. Beim Flachsziehen, Spreiten, Brechen und Schwingen wäre dem Bauer eine große Hilfe, wenn er zu der Zeit das Volk zu Hause haben kann, damit solcher nicht nötig hat, Taglöhner zu seiner Arbeit zu nehmen, und wenn man dem Bauer das Volk zu Hause lässt, so könnte man durch die Schulzen bestellen, dass sich bei der Flachsarbeit gewisse Wirte, so zu einer Brechstube gehören, zusammen helfen, sowohl beim Ziehen, Spreiten, Brechen und Schwingen, aber darauf müsste gesehen werden, dass sie bei der Arbeit nicht nach der alten Gewohnheit viel Bier und Fleisch verzehren, sondern das Volk ist verbunden nach der ordinären gesunden Kost, es sei bei seinem oder anderen Wirten, zu arbeiten, dadurch würde der Bauer ein ziemliches profitieren.
3. Das Brennholz zum Herrschaftlichen Hof, Brau- und Brennerei müsste beim guten Wege angefahren werden, und wenn die Fuhren dazu bestellt werden, so müsste auch darauf gesehen werden, das solche fleißig führen, damit keiner im schlimmen Wege nötig hat, sein Angespann zu quälen, alsdann hat der Bauer nicht nötig, soviel Getreide aufs Angespann zu rechnen.
4. Da die Knechte beim Bauer 42. Fl. Lohn und Beschnitt bekommen, nach der
Gesindeordnung sollten dieselben nur 36 Fl. und kein Beschnitt bekommen. Es wäre
also bei diesen Misswachs-Jahren eine Hilfe dem Bauer, wenn er nur 36 Fl. nebst
Beschnitt dem Knecht geben dürfte, alsdann müsste aber mit dem Englisches
Volumenmaß; ein Gill liegt zwischen 0,11 und 0,14 Liter.
[Schließen]Gill-Bier-Halten derer Knechte bis zu besseren Jahren eingehalten werden,
denn bei dem ganzen Gill-Bier-Trinken profitiert die Herrschaft wenig und der
Knecht versäuft und verrisst in Weißbrot sein Lohn, versäumt dem Bauern in der
Arbeit, und der Wirt, wo sie die Gill halten, Unleserliche Stelle [...] ein fett
Schwein, welches sie ihm nebst 1 bis 2 Scheffel Korn in Brot verzehren.
5. Wenn künftigen Winter kein Bauholz geführt wird, so ist dem Bauern auch eine
große Erleichterung, dass er nicht so viel Getreide aufs Angespann zu den Fuhren
geben darf, auch nicht nötig hat, dem Knecht die Tragekorb aus Bast oder
Weidenruten.
[Schließen]Lischke mit Fleisch und Butter zu füllen, denn zu
Hause muss sich der Knecht mit Geköch(?) und anderem Gemüse behelfen, auch geht zu Hause nicht so
viel Brot auf als auf den Reisen.
6. Wird dem Bauern auch im Winter das Scharwerk mit Fuhren und andere Arbeiten erleichtert, so kann solcher mit dem Knecht die Draußen-Arbeit und Futterung besorgen, und die Wirtin nebst der Magd und Marjellen können desto fleißiger spinnen und mehr Leinwand im Frühjahr verfertigen, und wenn nur die Wirtin fleißig ist, so kann sie wenigstens 30 Fl. vor Leinwand machen, solches ist dem Bauer auch eine große Hilfe.
7. Wenn das Angespann den Winter über nicht sehr abgefahren wird, so ist zu vermuten, dass solches bei der Frühjahrs-Ackerung besser im Stande sein kann, als dann kann auch die Ackerung sowohl über Hof als auch bei dem Bauernfeld besser besorgt werden, als worauf genau zu sehen wäre.
8. Wenn Pferde und Viehe aufm Winter eingefüttert wird, so müsste jedem Bauern das Futter genau besehen werden, hat solcher sehr wenig Futter und solcher etwa zu viel Vieh hält, so könnte vom Rindvieh was auf die Schuld in den Hof genommen werden, damit der Bauer jetzt nicht mit vielem Futter kaufen sich gar zu sehr blößt.
9. Wird denen Bauern das Scharwerk erleichtert, so ist aus vorangeführten
Ursachen zu ersehen, dass denenselben ziemlich geholfen wird, und wenn solche
nur suchen gut zu wirtschaften, so können dieselben sich auch selbsten helfen,
doch aber wäre wohl höchst nötig, das oft die Wirte im Winter visitiert würden,
wie sie ihre Wirtschaft führen, auch, ob die Wirtin nebst der Magd fleißig
gesponnen, und solches könnte alles in einer Tabelle aufgeführt werden, dadurch
würden die Wirte und Wirtin desto mehr zur guten und fleißigen Wirtschaft
aufgemuntert werden, aber es müsste auch genau nachgefragt werden, ob die Wirtin
mit ihrem Volk das Garn selbsten gesponnen, denn es gibt auch faule Weiber, die
unter der Hand sich lassen spinnen, und bezahlen mit Brot und Fleisch dafür
doppelt, damit es nur heißen möchte, sie haben es selbsten gesponnen, und wenn
oft visitiert würde, so wird denen Weibern (welches einige tun) bei Häusern lang
plaudern gehen, die Zeit benommen werden, indem, wenn bei der Visitation man
bemerkt, dass sie nicht viel gesponnen, so würden solche getadelt
[Schließen]reprimiert werden, dadurch gewöhnen sie sich zum fleißigen
Spinnen.
10. Mit denen Abrahamsheidschen Bauern könnte man nicht anders machen, als das solchen der Zins erleichtert würde, und zwar anstatt das jeder 45 Fl. jährlich zahlen müsste, jedem 15 Fl. erlassen würden, dass also jeder nur 30 Fl. zahlen sollte, dagegen aber auch keinen Wirten an Volk zu halten Erlaubnis gegeben werden müsste, denn das wenige Landscharwerk nach Gottsgabe kann der Wirt oder Wirtin verrichten, dadurch hofft man, dass sie sich würden besser nähren, und wenn künftig bessere Jahre folgen sollten, so könnten solche jederzeit mit dem Zins erhöht werden.
11. Von denen schlechten Wirten wäre besser, wenn der Flachs, sobald solcher geschwungen, nach Abzug des Gespinstes, in den Hof aufm Zins genommen würde, auch bei der Visitation genau zu sehen, ob der gelassene Spinn-Flachs und Abzug auch alles im Hause ausgesponnen wird.
12. Auf die schlechten Wirte ist genau zu sehen, dass sie kein Vieh von anderen auf die Hälfte zur Futterung nehmen, sondern es müsste jeder Wirt sich bestreben, sein eigenes Vieh zu halten, imgl. das Beisäen schwächt den Bauern, bei einem guten Wirte wird man keine Beisaat, auch kein fremd Vieh finden, viel weniger, dass solcher sollte Futter von den Huben verkaufen, deswegen man auf die schlechte Wirte genau zu sehen hätte.
13. Die Schulzen im Dorfe müssten wohl von der Gnädigen Herrschaft scharfe Ordre erhalten, dass sie auf das Beisäen bessere Aufsicht haben sollten, und wenn sich was Beisaat findet schuldig sind, es gleich im Hofe zu melden, im Widrigenfall die Schulzen, wenn sie es vernachlässigt, zur Verantwortung und Strafe mit zu ziehen wären.
14. Es wird hiermit dem Kämmerer Bähr anzusagen sein, dass die Herrschaft resolviert, weilen bishero die Vorwerker mit sehr schlechten Knechten versehen gewesen, sämtliche Knechte 12 Rtlr., und denenjenigen Groß-Knechten, welche das 4. Jahr bleiben, noch 2 Fl. a part, bekommen sollen, die Mittel-Knechte bekommen 8 Rtlr. Er wird sich aber nicht an die Ordnung gebunden, sondern der Kämmerer soll sogleich sowohl tüchtige Groß-Knechte als Mittel-Knechte aussuchen und sie der Herrschaft vorschlagen, welche den Leuten sogleich ansagen lassen wird, wo sie dienen sollen. Und wenn sie auch schon sich vermietet haben, so soll dieses zu Entschuldigung nicht gelten, sonder der Bauer kann sich von Michaelis bis Martini andere mieten.
Überschlag was ein Bauer auf 3 Huben an Saat und Brotgetreide das genaueste haben müsste
An Korn
20 Schfl. zur Saat
48 Schfl. zu Brot auf 6 Personen Unleserliche Stelle [...] der Wirt mit seinem Weibe 1 Knecht 1 Magd 1 Jung 1 Marjell, frisst monatlich
4 Schfl.
2 Schfl. zur Mastung
70 Schfl. in Summa
An Gerste
8 Schfl. zur Saat
6 Schfl. zu Grütze
6 Schfl. zu Trinken incl. beim
Flachs-August
2 Schfl. zur Mastung
22 Schfl. in Summa
An Haber
24 Schfl. zur Saat
6 Schfl. zu Grütze
2 Schfl. zur Mastung
8 Schfl. zur Pferdefutterung nebst Häckselspreu p.
40 Schfl. in Summa
An Erbsen
4 Schfl. zur Saat
4 Schfl. zur Speisung
8 Schfl. in Summa
Welches auf ein ganzes Jahr das genaueste müsste gerechnet werden, und wenn der Wirt sich auf gute Kartoffel-Gärten befleißigt und nicht viel zu Kindtaufen und anderen Einrichtungen was verschwendet, so kann solcher wohl damit auskommen, dabei aber müsste die Wirtin alles genau in Acht nehmen.
Bei der Scharwerks-Ordnung wäre folgendes zu erinnern
1. Die 8 Tage, so jedem Bauern zum Mist austragen im Winter zugeschlagen sind, müssten bei Anfang des Winters dem Wirt bekannt gemacht werden, auch könnte die Einteilung in folgender Art getroffen werden.
Von Reichertswalde schulden 8 Wirte nach Weeskenthal a 8 Tage | 64 Tage |
Beim Reichertswaldschen Vorwerk kämen | |
4 Wirte von Reichertswalde | |
16 Wirte von Silberbach | |
20 Wirte a 8 Tage | 160 Tage |
Von diesen 100 Tagen aber könnten zum Heu abwiegen abgenommen werden | 30 Tage |
Bleiben zum Mist austragen | 130 Tage |
Die übrigen 4 Bauern von Silberbach müssten jeder 8 Tage zum Mist austragen nach Stobnitten genommen werden | 32 Tage |
Von Goldbach könnten zum Mist austragen | |
6 Bauern nach Innrucken a 8 Tage | 48 Tage |
4 Bauern nach Gottsgabe a 8 Tage | 32 Tage |
genommen werden. | |
Von Hartwich hat jeder Bauer 16 Tage Mist auszutragen. Dafür könnten | |
4 Bauern nach Gudnick a 16 Tage | 64 Tage |
2 Bauern nach Kl. Hermenau a 10 Tage | 32 Tage |
Davon müsste denen Hofknechten die Nachricht ebenfalls gegeben, auch zugleich ihnen angesagt werden, dass sie damit auskommen müssten auch darauf sehen, dass der Mist aus den Ställen rein ausgetragen wird, die Hofleute müssen mit ihren Mägden dabei behilflich sein, damit der Bauer nicht nötig hat, mehr Tage als ihm zugeschlagen zum Mist austragen zu schulden.
2. Die 6 Tage bei dem Gardenierer in den Herrschaftlichen Gärten kann denen Bauern auch um Martini bekannt gemacht werden, und müsste der Gardenierer die Einteilung danach machen, dass er mit dem zugeschlagenen Scharwerk sucht auszukommen.
3. Zum Holz aushauen bei den Baumann imgl. des Böttcher-Holzes sind schon in der Scharwerks-Einrichtung mit 10 Tage unter den Landdiensten jeder Bauer angeschlagen, dagegen das Schirrholz aushauen müsste jeder Hofmann mit dem Hofvolk und Unleserliche Stelle [...] bei denen Wintertagen ehe die Ackerarbeit angeht und bei regenichtem Wetter besorgen.
4. Zum Spähn tragen und anderer unvermuteter Arbeit könnten auf jeden Wirten höchsten 8 Tage von den Dispositions-Tagen gerechnet werden.
5. Wegen dem Unleserliche Stelle [...] in den Vorwerken, wo kein Bauer-Scharwerk
ist, könnte folgendergestalt gehalten werden.
Von den 12 Reichertswaldschen
Bauern
4 Knechte mit 3 Brettschneidereisen nach Weeskenthal etwa auf 2 bis 4 Tage, wobei
der Hofmann mit seinem Knecht und Jungen mit Hand anlegen muss, damit es
Fortgang gewinnt.
- 8 Knechte von Reichertswalde
- 12 Knechte von Silberbach
- 20 Knechte und
|
bleiben beim Vorwerk Reichertswalde |
4 nach Woritten und
4 nach Kl. Hermenau zum Schneiden gegeben werden, wobei die Hofleute mit ihrem Volk auch mit Hand anlegen müssen, damit was verrichtet würde.
Die 6 Hartwichsche Knechte müssen nach Gudnick und Stobnitten eingeteilt werden.
6. Wenn bei Inrücken und Gottsgabe der schlechte Acker nicht beackert werden sollte, so wird bei der Arbeit wohl profitiert, allein wenn der Acker sollte unter Düngung gebracht werden, so müsste jeder Hofmann in den beiden Vorwerken suchen, demjenigen Acker, so nur geackert werden soll, mit Unleserliche Stelle [...] und anderer Mott-Erde, Blätter ausm Walde zur Hilfe zu kommen, damit kann sich der Hofmann genugsam Arbeit verschaffen, jedoch könnte man bei jetziger teuren Zeit suchen, mit dem jetzigen Gesinde in Gottsgabe und bei Inrücken mit einem Knechte und seinem Jungen auszukommen, zumalen, wenn denen Abrahamsheideschen Bauern nicht akkordiert würde, soviel Dienstvolk zu halten, als solche bishero gehabt, welche damit nicht soviel verdienen, als ihnen das Volk kostet, so würde folgen, dass von denen befreiten Knechten keiner zu dienen nötig haben würde, welchen also als Instleute die Wohnungen gut und voll besetzt werden können, dadurch erhalten die Herrschaften mehr Scharwerktage von Instleuten, auch bei der Schoss-Konsignation und anderen Gefällen würde ein Plus entstehen, davon könnte man allenfalls, wenn man mit der Arbeit bei den beiden Vorwerken nicht auskäme, zum Taglohn anwenden, so profitiert doch wenigstens das Lohn und Deputat die Herrschaft von den beiden Gesinde.
7. Das Blätter führen zur Düngung und zum Unterstreuen in denen Vorwerken könnten gewisse Fuhder jedem Bauer aufgegeben werden, dass er sie aufführt, so wird sich jeder Wirt wohl desto eher bestreben, solche abzuführen, wenn er nachgehends nur einige Tage zu Hause das Volk haben kann.
Editorische Auslassung [...]
Es folgen Fortsetzung
in Nr. 676 für die Güter
Reichertswalde und Stobnitten.
[Schließen]Entwürfe zur
Scharwerkseinrichtung in dem neuen
Vorwerk Abrahamsheide und Weeskenthal.
Zitierhinweis