Actum im Gräfl. Gut Surwillen, d. 20. Mai 1723


Nachdem Sr. Hochgeboren Herr Gerhard Ernst des Heil. Röm. Reichs Graf von Lehndorff, Obrister Sr. Hochfürstl. Durchl. zu Hessen Cassel, das Dorf und Vorwerk Surwillen verarrendiert an Herrn Theodor Mühlpfort auf 6 nacheinander folgende Jahre, ist in dem hier oben gesetzten Dato die Übergabe in Gegenwart Herrn Johann Großmanns Schöppe zu Drengfurt von mir Endes Unterschriebenen geschehen und auf diesem Vorwerk folgendes befunden als

An Gebäuden

Der Hof ist von Bohlen in Schlitzständer aufgesetzt und zwei ausgemauerten Schornsteinen.
In der Stube zur linken Hand 4 Fenster, jedes mit 4 Licht und 16 Rauten, alle mit vollkommenen Beschlägen, auch Fensterladen, bloß die Windeisen fehlen. Die Stube ist mit gemahlter Leinwand ausgeschlagen.
Der Ofen ist von weiß und grünen Kacheln, 3 Kasten hoch, dient auszuschmieren.
Ein Teller-Schaff, rot angestrichen, mit 2 Türen, woran Schloss und Bänder, auf demselben sind Repositoria Schüsseln hineinzusetzen.
An der vordersten Kammertür ist Schloss und Bänder. Selbige ist gleichfalls mit gemahlter Leinwand ausgeschlagen und darinnen zwei Fenster, jedes von vier Licht und 16 Rauten, auch vollkommenem Beschlag, bloß das daran auch 1 Windeisen fehlt.
An der anderen Kammertür ist ein Drückerschloss und Bänder, auch Haken. Inwendig ein Fenster mit 4 Licht, jedes mit 12 Rauten, ohne Beschlag.
An der Sekrettür sind zwei Bänder, 2 Haken und ein Bügelchen und 1 Ringelchen. Item an der Tür, in die erste Kammer zu gehen, 2 Bänder 2 Haken und 1 Ringelchen.
Die Küche ist mit Dielen dicht verschlagen und darinnen ein Fensterchen von einem Licht, worinnen 1 Raute fehlt. Eine Bank.
An der Tür in das Haus sind 2 Brackbände(?) und 1 Kramp.
In der Hofmanns-Stube zur rechten Hand sind 3 Fenster, jedes mit 4 Licht und 16 Rauten, und sind in allen 4 Rauten entzwei. Sonsten sind an den Fenstern die vollen Windeisen.
Der Ofen von grünen Kacheln ist alt und dient umzusetzen. Der Boden ist unten ganz entzwei.
An der Tür in die Kammer sind 2 Bänder 2 Haken 1 Schloss mit dem Schlüssel.
In selbiger sind 2 Fenster, jedes von vier Licht und 16 Rauten, sind aber darinnen 5 Rauten entzwei.
An der Tür auf die Lucht sind 2 Bänder und Haken. Die Treppe auf die Lucht ist gut.
An der Tür in die Stube zur rechten Hand sind 2 Bänder zwei Haken, und in derselben sind zwei Fenster, jedes von 2 Licht. An der Stube auf die linke Hand sind 2 Bänder 2 Haken 1 Überwurf und 2  Haken
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Haspen
, item 2 Fenster, jedes von 2 Licht.
Das Dach dient hin und her zu verwerfen, auch muss der Schornstein auf der oberen Lucht repariert werden. Imgleichen wird der Kamin in der Stube zur rechten Hand bruchfällig.
Ein Pferdestall von behauenem Holz  Traditioneller Blockbau aus Holzbalken.
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gegehrsasst
, mit Stroh gedeckt, das Dach ist zwar alt, allein noch gut.
In der Tür sind 2 Bänder 2 Haken.
Ein Gebäudchen mit einem halben Dach, in welchem zwei Schweinställe, auch Gänse- und Hühner-Ställe, so zu decken dient.
Ein Scheunen-Gebäude mit zwei Scheunen-Dielen ist von Fachwerk gemauert und ganz neu mit Kalk abgeputzt.
Das Dach ist gut und die Schwellen neu untermauert, und soll das von Sturm gemachte Loch noch zugedeckt werden. An den Scheunentüren sind eiserne Überwürfe und Haspen, von der Hinterseite eiserne   Unleserliche Stelle [...] und Vorstachel.
Ein Kuhschuppen vor vier Jahren gebaut von Fachwerk und gemauert. Das Dach ist gut.
Die Vordertür ist mit eisern Nägeln zusammen geschlagen und dann ein Überwurf und 2 Haspen. An der einen Tür sind 2 eiserne Bänder und Haken, Ein Scheunengebäude mit 3 Scheunen-Dielen, die Schwellen sind rundum neu untermauert, das Dach ist gut.
An den Türen sind eiserne Überwürfe und Haspen, auch eiserne   Unleserliche Stelle [...] und Vorstachel.
Zwischen dem Speicher ist ein Staketen-Zaun, so ganz neu gemacht, und mit hölzernen Nagel zusammen geschlagen.
Auf dem anderen Ende des Speichers ist ein neuer Planken-Zaun gemacht bis an die vorderste Scheune, so ganz.
Der Speicher, unter welchem ein Schafstall und Stallungen vor das junge Vieh, ist ein gutes Gebäude, die Lucht gestrichen und von beschlagenem Holz gegehrsasst.
An der Speichertür sind zwei Bänder zwei Haken 1 Überwurf 2 Haspen.
Ein Gärtner  Chaluppe
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Kalouppe
von 2 Stuben von geschnittenen Bohlen gegehrsasst. Das Fenster ist entzwei und muss zur linken Hand eine neue Schwelle kommen. Der Ofen von hohlen Kacheln und der Schornstein ist gut.
In der Stubentür sind 2 Bänder 2 Haken 1 Klinke 1 Überwurf und 2 Haspen.
In der anderen Stube ist der Ofen entzwei, auch das Fenster.
In der Stubentür sind 2 Bänder 2 Haken 1 Überwurf 2 Haspen.
Ein Gärtner Kalouppe von 2 Stuben, in der einen wohnt der Brettschneider. In der anderen ist das Fenster entzwei, an der Stubentür sind 2 Bänder 2 Haken 1 Überwurf 2 Haspen. Der Ofen dient auszubessern.
In der dritten Stube ist das Fenster neu, der Ofen muss repariert werden. An die Stubentür ist kein Eisen.
Der Baumgarten ist wiederum mit Stecken bezäunt, einige Flächen aber alt, und sind darinnen 10 Apfelbäume und 1 Birnbaum.

An Vieh

Es folgen die Namen von 60 Kühen mit Angabe des Wertes (zwischen 15 Fl. und 10 Fl.) und von zehn Ochsen (zwischen 24 Fl. und 18 Fl.). Daneben gab es sechs Stärken und 13 junge Ochsen (mit Angaben zum Alter), 36 alte Schafe, 12 Fl. das Stück, 1 Schafbock und 12 Lämmer vom Jahr, fünf Sauen, drei junge Sauen, siebzehn Ferkel und acht Pferde (Wallache und Stuten zwischen 12 und 18 Fl.) und 5 Fohlen, siehe die beigefügten Digitalisate.

An Futter

Das Vieh hat Herr Arrendator auszufuttern vollkommen Futter erhalten und ist noch ein Fuder Heu anjetzo vorhanden.

An Federvieh

20 Gänse, acht Enten, neun Hühner und ein Hahn

An Getreide

  Editorische Auslassung [...] Ca. acht Last sechs und vierzig Scheffel  Für die einzelnen Posten siehe im Digitalisat.
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allerhand Getreide

50 Schfl. gut Korn
50 Schfl. Brotgetreide

An Eisenwerk

  • zwei vierspännige Wagen, wovon der eine vor 2 Jahren, der andere vorm Jahr angeschafft, an einer Hinterachse fehlen die Bleche, dann auf den Achsen sind vorn keine Ringe
  • vier  Zur Bedeutung hier.
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    Bracken
    mit Ring und Eisen beschlagen
  • acht hanfene Siele mit hanfenen Strängen
  • acht Zäume ganz neu
  • zwei Jagdleinen ganz neu
  • zwei Eggen mit 64 eisern Eggenzinken und Haken
  • zwei alte hölzerne Eggen
  • zwei paar neue Zocheisen, jedes von 3 1/2 Tlr.
  • zwei paar vorgelegte Zocheisen
  • vier Podienen
  • eine alte Holzaxt
  • fünf Sensen so ein Jahr gebraucht
  • zwei Häckselmesser so einen Winter gebraucht
  • zwei Häckselladen mit Ring
  • ein guter Zaunbohrer
  • ein Latten   Unleserliche Stelle [...], ein Stemmeisen
  • ein mit Eisen beschlagener Scheffel
  • elf Vorhang-Schlösser an die Scheunen und Speicher brauchbar
  • zwei Schoßforken
  • ein eiserner Teertrog
  • ein alter Schleifstein

An Höltzenwerk

  • ein oval runder Tisch mit gewundenen Seilen
  • ein runder Tisch in der Gesindestube
  • ein paar neue Milcheimer
  • vier Milchstippel
  • ein alter Lehnstuhl
  • eine Laterne, das Holz ist entzwei
  • ein Wassereimer
  • sieben und zwanzig große Milchtöpfe
  • ein Butterfass, alt
  • ein   Unleserliche Stelle [...]trog
  • ein halb Quarter zum Butter machen
  • eine neuen Milchseige
  • ein kupferner Kessel 15 L(?) anstatt dessen ein neuer von der Ton angeschafft worden
  • ein Quirdel
  • vier neue drillichte Säcke mit blauen Streifen
  • zwei   Unleserliche Stelle [...]tonnen, zwei Molden

An Federbetten

    • ein Pfuhl, noch ein Pfuhl größer
    • zwei Betten
    • vier Kissen
    • zwei Laken groß heden

Dass dieses Inventarium den Herrn Arrendatori Mühlpfort in dem hier oben gesetzten Dato richtig überliefert und dabei auch eine Rechnung gemacht, dass weil er von dem heutigen Dato an nur das angeschlagene Schock Kühe zu genießen angefangen, und der vorige Hofmann die gehabte Kühen 4 Tage über seine Jahreszeit genutzt, er dahero ihm 4 Fl. 3 Gr. erstatten müssen und Herr Arrendator also bis zum 16. Mai inklusive die Kühepacht ins künftige nur zu empfangen hat, habe mit namentlicher Unterschrift attestieren sollen.

Surwillen Anno mense et die ut supra

Theodor Scriverius
Bürgermeister

Zitierhinweis

Dorf und Vorwerk Serwillen werden an den Pächter Mühlpfort übergeben und das auf dem Vorwerk befindliche Inventar verzeichnet. Serwillen, 20. Mai 1723. In: Die Spiegelung neuzeitlich-bäuerlicher Lebenswelten in den Akten ostpreußischer Gutsarchive. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2021-2023. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail_doc.xql?id=lehndorff_nkv_qj3_btb