Der Monat Mai wird vollständig den militärischen Übungen gewidmet. Prinz Heinrich ist in Spandau und beschäftigt sich in seinen freien Augenblicken mit der Ausschmückung von 3 bis 4 Zimmern, die er an das kleine hässliche Haus hat anbauen lassen, das er in jener Stadt bewohnt. Er hängt Kupferstiche darin aus. Dieser Prinz, der gewohnt ist, in prachtvollen Palais zu wohnen, fühlt sich in dieser Ärmlichkeit ganz wohl, woraus man sehen kann, dass der Mensch zu seinem Wohlbefinden nicht unbedingt den Luxus braucht.

Die bevorstehenden Manöver ziehen viele Fremde an. So haben wir hier die Fürstin Poniatowska und den jungen Fürsten gleichen Namens, einen Neffen des Königs von Polen.   Editorische Auslassung [...] Ein recht liebenswürdiger Mann, der noch hierher kommt, ist Graf Lacy, der spanische Gesandte am schwedischen Hofe, ein großer Mann, der ganz zu seinem Amt passt   Editorische Auslassung [...]. Ferner haben wir einen Italiener, Herrn Carpentieri, und mehrere Engländer hier, die aber so wenig gesellig sind, dass man sie kommen und gehen sieht, ohne nach ihren Namen zu fragen.

Der König ist mit sämtlichen Revuen sehr zufrieden und macht daher mehrere Tausend Menschen glücklich. - Wir haben auch einen Grafen  Vgl. Schmidt-Lötzen, Nachträge, Bd. 2, S. 332 (Juli 1783). Demnach löste der Graf von Hohenzollern den Abt Rybinski im Kloster Oliva ab.
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Hohenzollern hier, der in Militäruniform nach Berlin kam, da er General in französischen Diensten gewesen. Er geht nach Potsdam und wird von seiner Majestät gut aufgenommen. Das veranlasst ihn zu dem Entschlusse, Geistlicher zu werden, um eines Tages den Posten des Bischofs von Breslau zu bekommen.
  Editorische Auslassung [...]

Der Mai und die Manöver sind vorüber, und man spricht jetzt nur vom Frieden mit der Türkei. Was mich dabei am meisten interessiert ist der Umstand, dass mein lieber Prinz Heinrich während seines Petersburger Aufenthaltes den Anstoß zu alledem gegeben hat. - Die einzelnen Höfe gehen aufs Land.   Editorische Auslassung [...] Verschiedene Leute reisen in die Bäder. Lehndorff erhält im Juni die Erlaubnis, nach Rheinsberg zu gehen, wo er den ganzen Juli bleibt, bis er  Eine sehr kritische Beschreibung der Hofgesellschaft ebd., S. 214-218.
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Anfang August zur Königin nach Schönhausen
muss.

Zitierhinweis

Tagebucheinträge von Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Berlin, Mai 1771. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail_doc.xql?id=lehndorff_upy_4n5_vdb