Ich bin bei meiner Mutter so oft wie möglich. Prinz Ferdinand erinnert mich nur immer an den schmerzlichen Verlust, den mir der Tod des Prinzen von Preußen bereitet hat, und ich werde dann traurig und möchte am liebsten die Gesellschaft und den Hof verlassen. Ich glaube sicher, dass ich mich endlich dazu entschließe, meinen Abschied zu nehmen. Die Gesellschaft hat mich im Anfang meiner Laufbahn zu sehr verwöhnt, ich habe all zuviel Annehmlichkeiten und Auszeichnungen genossen; das lässt sich auf die Dauer nicht ertragen, und ich sehe schon, dass alle meine Pläne und Hoffnungen und die viele Mühe, die ich mir umsonst gegeben habe, um zu Würde und Ansehen zu gelangen, im hintersten Winkel von Preußen ihre Abschluss finden werden.

Zitierhinweis

Tagebucheintrag von Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Berlin, 2. Januar 1760. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: https://lebenswelten-digital.bbaw.de/dokumente/detail_doc.xql?id=lehndorff_zsl_gl2_pdb